Zeitschrift für niederrheinische Kultur- und Heimatpflege
Herausgegeben vom Verein für Heimatkunde in Krefeld
Schriftleitung Oskar Burghardt Reinhard Feinendegen
Jahrgang 62 November 1991
Liebe Leser!
Wenn es ein Schwerpunkt-Thema des vorliegenden Heftes gibt, dann ist es das Krefeld der Jahrhundertwende. Mehrere große Aufsätze befassen sich mit dieser Zeit: die sehr persönlichen Erinnerungen von Helmut Hentrich, der Bericht von August Brecher über Hermann Josef Sträter, den damaligen Pastor an St. Josef, die Ausführungen über die Frühgeschichte des Stadtbades (Wilhelm Stratmann) und der Gewebesammlung (Hans-Peter Schwanke). Auch der Beitrag von Ernst Köppen, ein Spaziergang durch den Krefelder Westen vor 90 Jahren, paßt genau in diese Zeit. Das Manuskript erreichte uns kurz vor Fertigstellung dieses Jahrgangs; wir veröffentlichen es gerne und verbinden damit ein ehrendes Gedenken an den um „die Heimat“ hochverdienten Verfasser, den wir im März zu Grabe tragen mußten.
Unser Titelbild erinnert ebenfalls an die Jahre kurz nach 1900. Drei der abgebildeten Vivat-Bänder, die alle aus der Sammlung des Textilmuseums stammen, wurden auf damalige Ereignisse gewebt: auf zwei örtliche, nämlich das Künstler-Fest von 1905 und die Niederländisch-Indische Ausstellung von 1906, sowie auf ein nationales, nämlich die Hundert-Jahr-Feier der Proklamation des preußischen Königs Friedrich Wilhelms III. „An mein Volk“ und das 25jährige Regierungsjubiläum Kaiser Wilhelms II.. Wer Näheres über solche Vivat-Bänder wissen möchte, für die Krefeld offenbar eine Haupt-Entwurfs- und Produktionsstätte war. kann in Jahrgang 8 der „Heimat“ (5. 17 —19) einiges dazu finden. Mit unserem Titelbild und mit dem Artikel von Hans-Peter Schwanke soll auch darauf hingewiesen werden, daß es zehn Jahre her ist, seit das neue Textilmuseum in Linn seine Pforten öffnete.
Für „die Heimat“ selbst war das Jahr 1991 von besonderer Bedeutung, zum einen weil unsere Zeitschrift stolz ihr siebzigjähriges Bestehen melden kann, zum anderen weil ihr der erste Preis im Bundeswettbewerb für Heimatzeitschriften verliehen wurde. Über beides ist in diesem Heft an anderer Stelle mehr zu lesen. Übrigens: ist Ihnen bewußt, daß Renate Wilkes schon zum fünfzehnten Mal ihren Jahresüberblick „Von Oktober zu Oktober“ geschrieben hat, eine Leistung, die gewiß hohe Anerkennung verdient! Der vorliegende Band enthält zwei besonders umfangreiche Arbeiten, bei denen dem Leser einiges abverlangt wird. Die eine ist dem römischen Tempel in Elfrath gewidmet (Christoph Reichmann), die andere der Uerdinger Stadtbefestigung (Dieter Nellessen). Zu letzterem Thema wird im kommenden Jahr ein zweiter Teil erscheinen. Wir hoffen, vielen Lesern eine besondere Freude dadurch zu bereiten, daß wir die erste Farbreproduktion des bekannten Blumschen Plans von Uerdingen im vorliegenden Heft veröffentlichen, ganzseitig. Erwähnt sei noch, daß auch die Zeit des Nationalsozialismus wieder Berücksichtigung gefunden hat, und zwar besonders in den Beiträgen von Wilhelm Booms und Wilhelm Gobbers. am Rande unter anderem auch in der Autobiographie von Georg Buscher (Rudolf Besouw).
So glauben wir, erneut reichhaltigen Lesestoff vorlegen und der Erhellung der älteren wie der jüngeren Vergangenheit dienen zu können. Zu danken haben wir den Autoren. die uns in großer Zahl die Ergebnisse ihrer Forschungen und Überlegungen einsandten. Ferner gilt unser Dank denen, die uns bei der Bebilderung halfen, und denen, die durch ihre Zuschüsse die finanzielle Grundlage legten (Stadt Krefeld, Landschaftsverband Rheinland, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz). Auch den Inserenten sind wir zu großem Dank verpflichtet: es wäre schön, wenn weitere Firmen sich entschließen könnten, unsere Arbeit durch Anzeigen zu unterstützen. Nicht ohne Erwähnung sollen die Mitarbeiter der Firma van Acken bleiben, denen wiederum die gesamte Herstellung anvertraut war.
An Ihnen, den Lesern, ist es nun, sich in die Texte zu vertiefen und die Abbildungen zu betrachten. Wir hoffen, daß Ihr Urteil über den neuen „Heimar-Band positiv ausfällt. Besonders möchten wir Sie bitten, unsere Veröffentlichung weiter zu empfehlen: viele Außenstehende wundern sich, daß „die Heimat“ in einer Stadt wie Krefeld noch nicht einmal zweitausend Bezieher oder Käufer findet. Mit Ihrer Hilfe müßte es möglich sein, die Auflage zu steigern. An unseren Bemühungen, bei denen jede Anregung und jede Kritik aus Ihren Reihen gerne aufgegriffen wird, soll es nicht fehlen.
Oskar Burghardt, Reinhard Feinendegen