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Die Niepkuhlen sind Relikte eines urgeschichtlichen, mäandrierenden Rheinnebenarmes, die sich heute auf Krefelder Stadtgebiet als eine Reihung von zum Teil lang gestreckten Teichen in Bockum, Verberg und Traar zeigen und sich in nördlich/nordwestlicher Richtung in den Kreis Wesel fortsetzen. Je nach Lage haben die jeweiligen Tümpel auch unterschiedliche Namen, wie Holzmoers, Meurs, Enger-Kull, Zwingenbergs-Kull oder Benger-Kull. Die ursprüngliche Flussrinne ist nachgewiesenermaßen mindestens rund 13.000 Jahre alt, da sich in ihren Sedimenten Materialablagerungen des gut datierten Ausbruchs des Laacher Vulkans nachweisen lassen. Im Laufe der Jahrtausende verlandete das einstige Fließgewässer und füllte sich mit pflanzlichen Resten. Die durch das abgestorbene organische Material entstandenen Torfschichten wurde ab der frühen Neuzeit als Brennmaterial abgebaut, was zu einer Wiedervernässung der verlandeten Bereiche führte.

Die Niepkuhlen nördlich der Heyenbaumstraße im Winter und Frühjahr 2021. Foto: Dr. Julia Obladen-Kauder
Die Niepkuhlen nördlich der Heyenbaumstraße im Winter und Frühjahr 2021. Foto: Dr. Julia Obladen-Kauder


In der jüngsten Neuzeit mussten immer wieder Teile der Niepkuhlen ausgebaggert sowie Wasser künstlich zugeführt werden, um ein erneutes Trockenfallen zu verhindern. Eine fortschreitende Verlandung war in den letzten Jahrzehnten ab Mitte der 1970er besonders durch einen starken Wasserverbrauch der Industrie zu beobachten. Auch merklich trockene, niederschlagsarme Perioden wie 2018-2020 hatten gravierende Auswirkungen auf den Wasserspiegel. Zwischen 2007 bis 2020 leitete die LEG regelmäßig jährlich Wasser in einer Größenordnung von rund 1,5 Millionen Kubikmeter in die Krefelder Kuhlen ein. Hierdurch sollte der Grundwasserspiegel einiger Dykgebiete wegen der Folgen für die Neubauten reguliert werden, die ohne eine abdichtende Kellerwanne errichtet worden waren. Nachdem dort bauliche Nachbesserungen erfolgt waren, wurden die Pumpen mit fatalen Folgen für die Feuchtbiotope, die bereits unter der zunehmenden Klimaveränderung leiden, im Jahre 2020 abgestellt. Seit November 2021 laufen sie nun vorläufig wieder und es besteht Hoffnung, dass eine dauerhafte Lösung zur Rettung der Niepkuhlen gefunden werden wird.


Ein glückliches und mit Gesundheit gesegnetes Jahr 2022 wünscht allen Leserinnen und Lesern herzlich
Dr. Julia Obladen-Kauder

Literatur
Albert Steeger, Die Entstehung der niederrheinischen Seen und Teiche. In: Rheinische Heimatpflege 12, 1940, S. 34-46;
Ders., Über Torfgewinnung am Niederrhein. In: Die Heimat, Jg. 20,
S. 86-90;
Oskar Burghardt, Geologie und Landschaft. In: Krefeld. Die Geschichte der Stadt, Bd. 1 (Krefeld 1998) Seite 31-35;
Hans Wilhelm Quitzow u. Ernst Schraetz, 100 Jahre Krefelder Stadtwald. In: die Heimat, Jg. 70, S. 13-32.

Tranchotkarte, ca. 1805 (Ausschnitt)
Tranchotkarte, ca. 1805 (Ausschnitt)
Hydrologisch-morphologische Übersichtskarte von Albert Steeger, 1940 (Ausschnitt)
Hydrologisch-morphologische Übersichtskarte von Albert Steeger, 1940 (Ausschnitt)