Zeitschrift für niederrheinische Kultur- und Heimatpflege
Herausgegeben vom Verein für Heimatkunde in Krefeld
Schriftleitung Oskar Burghardt Reinhard Feinendegen
Liebe Leserin!
Lieber Leser!
Auf dem Umschlag der diesjährigen „Heimat“-Ausgabe empfängt Sie eine künstlerische Arbeit. Sie stammt von dem für Krefeld so bedeutsamen, im letzten Jahrgang der „Heimat“ noch ausführlich gewürdigten Johan Thorn Prikker; es handelt sich dabei um den Entwurfskarton für ein Glasfenster in der Krefelder Synagoge. Das danach gefertigte Fenster wurde vor 65 Jahren zerstört, als Nazi-Horden das imposante, vor genau 150 Jahren errichtete Bauwerk in Brand steckten und verwüsteten. Ein Beitrag von Ingrid Schupetta beleuchtet die Geschichte der Synagoge. In der neuen Synagoge, deren Bau in diesem Jahr in Gang gekommen ist, wird das Fenster wieder einen Platz finden. Der jüdische Anteil an der Geschichte Krefelds wird Ihnen auch noch an anderen Stellen begegnen, bei Dieter Nellessen, der sich mit jüdischen Totenbräuchen und mit dem jüdischen Friedhof in Uerdingen befaßt, bei Eugen Gerritz der an Ernst Loewy erinnert, in den „Bücher“-Spalten, in denen Publikationen zum alten jüdischen Friedhof an der Heideckstraße und zu den Hülser Juden vorgestellt werden.
Der in diesem Jahr erschienene 4. Band der Krefelder Stadtgeschichte, den Wolfgang Löhr genauer unter die Lupe genommen hat, läßt ebenfalls Blicke auf die Krefelder Juden tun. Darüber hinaus informiert er umfassend über die Kirchen, die Kultur und das Baugeschehen im 17.,18. und 19. Jahrhundert, wobei auch über die Säkularisierung, die vor 200 Jahren das Leben der Menschen beträchtlich veränderte, wichtige Ausführungen gemacht werden. In die preußische Zeit, die für Krefeld vor 300 Jahren begann, führt ein Beitrag von Guido Rotthoff. Ein bisher kaum beachteter Textilunternehmer, Wilhelm Heinrich Schroeder, stand im Mittelpunkt eines Vortrags von Stadtarchivdirek-tor Paul-Günter Schulte; der Text ist in diesem Jahrgang abgedruckt. Eine ähnliche Thematik findet sich in der Fortsetzung unserer Serie über die Krefelder Tapetenindustrie.
Des weiteren veröffentlichen wir Auszüge aus dem Tagebuch von Hans Jammers für die Jahre 1939 bis 1944, worin der Verfasser auch auf die Zerstörung der Stadt in der Bombennacht vom 21. auf den 22. Juni 1943 – vor-genau 60 Jahren – eingeht. In dieselbe Zeit gehört die Ermordung alliierter Flieger, über die Dieter Hangebruch berichtet. Peter Dohms schildert die Entwicklung des rheinischen Wallfahrtswesens während des Dritten Reiches.
Zwei Beiträge – A. Spelberg: Sollbrüggenpark und G. Janß: Eßkastanienbäume – beschäftigen sich mit Natur und Landschaft,Christoph Dautermann untersucht die Bewohner und Gewerbe auf der Luisenstraße, Heinz Hütténes hat Material über die Badeanstalt und Radrennbahn Bremerhafen zusammengetragen, zwei noch aktiven Krefelder Gruppen gelten die Ausführungen von Manfred Coelen (25 Jahre Krieewelsche Pappköpp) sowie von Franz Josef Frigger und Schwester Barbara Theile (Die Soziale Aktion Marienschule).
Kunst, Denkmalpflege und Literatur kommen nicht zu kurz: Georg Opdenberg stellt in seiner Reihe „in memoriam“ weitere Künstler vom Forstwald vor, Christian Krausch schreibt über Bart Koning und seine Ausstellung im Stadtarchiv. Der neue Träger des Niederrheinischen Literaturpreises und auch die Verleihung des diesjährigen Denkmalpreises an Karl Amendt – wegen der Restaurierung des neu entdeckten Mies-van-der-Rohe-Baus Haus Heusgen – haben in unserem Jahrbuch gebührend Berücksichtigung gefunden. Und nicht zu vergessen: Ganz weit in die Geschichte zurück geht Margareta Siepen mit ihrer Arbeit über antike Babyfläschchen aus Gellep.
Die beiden Schriftleiter hoffen, daß der Jahrgang 74 viele zufriedene Bezieher, Käufer und – vor allem – Leser findet und „die Heimat“ immer weiter bekanntgemacht wird. Allen, die mitgeholfen haben, daß die neue Ausgabe in gewohnter Weise erscheinen kann, sei herzlich gedankt: den Autoren zuerst, dann aber auch denen, die Abbildungen zur Verfügung stellten, Zuschüsse gaben (Stadt Krefeld, Landschaftsverband Rheinland), inserierten, die Herstellung in Händen hatten (Firma van Acken) oder bei der Verteilung halfen.
Der Verein für Heimatkunde Krefeld, der im Frühjahr 2003 85 Jahre alt wurde, freut sich, daß seine alljährliche Publikation regelmäßig freundlich aufgenommen und von vielen immer wieder mit Spannung erwartet wird. Er lädt alle ein, die noch nicht Mitglied sind, dem Verein beizutreten – für jeden heimatbewußten Krefelder müßte es eigentlich Pflicht sein – und so auch das „Krefelder Jahrbuch – die Heimat“ zu unterstützen.
Oskar Burghardt, Reinhard Feinendegen
die Heimat 74/2003