Zeitschrift für niederrheinische Heimatpflege
Herausgegeben vom Verein für Heimatkunde in Krefeld-Uerdingen / I.A.: Prof. Dr. Rembert
An unsere Freunde und Gönner!
Die Worte des Glaubens
Drei Worte nenn‘ ich euch, innhaltschwer,
Sie gehen von Munde zu Munde;
Doch stammen sie nicht von außen her,
Das Herz nur gibt davon Kunde.
Dem Menschen ist aller Wert geraubt,
Wenn er nicht mehr an die drei Worte glaubt.
Der Mensch ist frei geschaffen, ist frei,
Und würd er in Ketten geboren,
Laßt euch nicht irren des Pöbels Geschrei.
Nicht den Mißbrauch rasender Toren!
Vor dem Sklaven, wenn er die Kette bricht.
Vor dem freien Menschen erzittert nicht!
Und die Tugend, sie ist kein leerer Schall
Der Mensch kann sie üben im Leben,
Und sollt‘ er auch straucheln überall.
Er kann nach der göttlichen streben;
Und was kein Verstand der Verständigen sieht,
Das übet in Einfalt ein kindlich Gemüt.
Und ein Gott ist, ein heiliger Wille lebt,
Wie auch der menschliche wanke;
Hoch über der Zeit und dem Raume webt,
Lebendig der höchste Gedanke;
Und ob alles in ewigem Wechsel kreist,
Es beharret im Wechsel ein ruhiger Geist.
Die drei Worte bewahret euch inhaltschwer.
Sie pflanzet von Munde zu Munde.
Und stammen sie gleich nicht von außen her,
Euer Innres gibt davon Kunde.
Dem Menschen ist nimmer sein Wert geraubt.
Solang er noch an die drei Worte glaubt.
Alles Geschehen in der Natur und Politik, Wirtschaft und Kultur unterliegt bereits in der Gegenwart der subjektiven Beurteilung. Daraus ergibt sich die Schwierigkeit, wenn nicht Unmöglichkeit einer rein sachlichen Behandlung des Geschehens in der Vergangenheit. Nicht ohne Grund wählten wir im gegenwärtigen Schillerjahr die vorstellenden „Worte des Glaubens“, die uns auch bei unserer bisherigen Arbeit als Ideal vorschwebten. Dankbar gedenken wir zu Beginn des neuen Jahrganges wieder unserer treuen Freunde und Mitarbeiter sowie ebenfalls aller Förderer, die den kostspieliger werdenden Druck unserer Zeitschrift ermöglichen. Daß ihre Arbeit auch außerhalb unseres engeren Bereiches beachtet wird, beweist u. a. ein Schreiben des Bearbeiters der Schiller-Nationalausgabe in Mannheim-Neuostheim, der sich nach dem Konzept des von dem Krefelder Engelbert vom Bruck 1795 an Schiller gerichteten Briefes (s. Heimat 10, 129) erkundigte. – Schnell verrannen dem unterzeichneten Herausgeber der „Heimat“ die Jahre, schließlich fühlt er sich gedrungen, sein Ehrenamt einem arbeitswilligen jüngeren Nachfolger einzuräumen.
Einstweilen bittet er, den Jahresbeitrag von 10 DM (soweit es noch nicht geschehen sein sollte) auf unser Postscheckkonto Köln Nr. 107 175 (Verein für Heimatkunde) oder auf unser Konto beim Bankverein Westdeutschland, Filiale Krefeld, zu überweisen.
Sommer 1955.
Verein für Heimatkunde I. A.
Prof. Dr. Rembert