Zeitschrift für niederrheinische Heimatpflege
Herausgegeben vom Verein für Heintatkunde in Krefeld
Schriftteitung: Dr. G. Rotthoff
An die Mitglieder des Vereins für Heimatkunde
1921, in einer Zeit, als Europa und vornehmlich Deutschland um eine neue äußere und innere Ordnung rangen, erschien das erste Heft der „Heimat“, herausgegeben im Auftrage des Vereins für Heimatkunde von Prof. Dr. Rembert. Es bewahrheitete sich damit die Erfahrung, daß Umbruchzeiten stets die Gedanken in die Vergangenheit lenken, um durch ein erneutes Durchdenken des Geschehenen Richtpunkte, keine fertigen Rezepte, für die Zukunft zu gewinnen. Denn es ist ein Trugschluß zu glauben, man könne aus der Geschichte im empirischen Sinne „lernen“; Erfahrungen noch aus jüngster Zeit sprechen entschieden dagegen.
Länger als ein Menschenalter hat Prof. Rembert der „Heimat“ das Gesicht gegeben. Nur wenige werden ermessen können, welche Unsumme von Arbeit und Mühe in der stattlichen Reihe der Hefte von 1921 bis 1958. steckt. -Dank einem großen Kreis von Mitarbeitern, unter denen der Schriftleiter selbst an erster Stelle stand, ist „Die Heimat“ unter Remberts Händen zum großen literarischen Sammelbecken aller Lebenbereiche, die der Begriff Heimat umschließt, geworden. Als Rembert begann, war der Niederrhein arm an Heimat-Zeitschriften, die die Historie in den Vordergrund stellten. Hier haben die nach dem Kriege von den niederrheinischen Landkreisen herausgegebenen Heimatkalender manche Lücke geschlossen.
Der Aufgabe, die Kenntnis der Heimat zu erweitern und zu vertiefen, fühlt sich die Schriftleitung der „Heimat“, die im August dieses Jahres mir anvertraut wurde, auch weiterhin verpflichtet. Wir besitzen zwar seit einigen Jahren aus den Federn von G. Buschbell und K. Heinzelmann eine zweibändige Stadtgeschichte Krefelds, aber sie konnte nur das Wesentliche bis 1870 bringen und läßt die früher selbständigen Gemeinden im Stadtgebiet Krefeld außer Betracht. Außerdem halten die Archive immer noch unausgewertetes Quellenmaterial zur Geschichte des Krefelder Raumes bereit, nicht zuletzt die Stadtarchive von Krefeld und Uerdingen. Hier sind alle zur Mitarbeit aufgerufen, die aus eigenen Forschungen Neues beitragen können.
Dem Heimatgedanken wäre aber ein schlechter Dienst erwiesen, würde man ihn nur auf Vergangenes beschränken. Wenn es auch manchmal schwerfallen mag, im Strom der Zeit das Bleibende vom bloßen Tagesgeschehen zu sondern, so dürfen wir doch an den Wandlungen unserer Umwelt nicht achtlos vorübergehen.
Es bedarf wohl keiner besonderen Betonung, daß die Heimat ihre wissenschaftliche Grundhaltung, wozu auch die Pflege der heimatlichen Mundart gehört, nicht aufgeben kann, will sie nicht zum bloßen Mitteilungs- oder Werbeblatt werden.
Zu den Druckkosten dieses Heftes haben die Stadtverwaltung Krefeld und der Rheinische Heimatbund dankenswerterweise namhafte Zuschüsse geleistet.
Krefeld, Weihnachten 1959
Dr. G. Rotthoff
Schriftleiter