Zeitschrift für niederrheinische Kultur- und Heimatpflege
Herausgegeben vom Verein für Heimatkunde in Krefeld
Schriftleitung Ernst Köppen
Alter Wein in neuen Schläuchen
Von Ernst Köppen
Gute Freunde empfahlen uns jüngst, auf einen anderen Namen für diese Zeitschrift zu sinnen. Nachdem die „Heimat“ zu einer zeitgerechten Gewandung gefunden habe, solle man — so meinten sie — überlegen, ob das Titelblatt nicht des Wortes „Heimat“ entraten könne.
Ein Rat, nichts weiter. Ein guter? Das ist nicht leicht gesagt. Wir wollen ihn für’s erste hinter den Spiegel stecken, denn eine 50jährige Tradition, einmal über Bord geworfen, ist so bald nicht zu ersetzen. Doch mag der Vorschlag wieder Anlaß sein, über das inhaltsreiche und so schwierig zu übersetzende Wort nachzudenken.
Eine vom technischen Fortschritt, von der Überwindung der Horizonte faszinierte Generation gewöhnte sich daran, den Heimatbegriff in Frage zu stellen. Wer sich mit seinem angestammten Lebensbereich identifizierte, kam leicht in den Verdacht, Scheuklappen zu tragen oder fand sich als Heimat-tümler ironisiert. Wer erinnerte sich noch an Otto Brües‘ vor vierzig Jahren abgelegtes Bekenntnis: _Alles, was mir erstrebenswert erscheint, ist in dem kleinen Umkreis meiner Heimat-und Jugendwelt schon umschlossen“? Man hatte verlernt, Heimat als Ort der Genauigkeit zu schätzen, als einen Ort, der sich beobachten und prüfen läßt. Heimat war nicht mehr ,in‘. Bis vor einigen Jahren das Heimatbewußtsein sich durch die Hintertür wieder Zutritt verschaffte, in die Spalten der Zeitungen drängte, über die Bildschirme flimmerte — unter anderem Namen. Man sagt nicht mehr Heimat, sondern Umwelt. Als der Deutsche Heimatbund — er zählt 500 000 Mitglieder —vor 70 Jahren seinen Weg antrat, forderte er Landschaftspflege, Schutz der Natur, Erhaltung von Baudenkmälern, Pflege von Brauchtum und Volkskunst. Das waren genau die Zielsetzungen, für die unsere Zeit die Vokabeln Umweltschutz, Lebensqualität, Freizeitlandschaft, saubere Gewässer prägte. Alter Wein in neuen Schläuchen.
Den für die Pflege der Heimat eintretenden Vereinen ist der Vorwurf gemacht worden, sie fänden in der Betrachtung der Vergangenheit ihr Genügen. Nicht immer zu Unrecht. Doch hat sich in der Mehrzahl der Vereine längst die Einsicht durchgesetzt, daß sie zur Mitgestaltung der Gegenwart berufen sind. Wie sonst hätten sie im vergangenen Jahr den Landesdirektor Dr. h. c. Udo Klausa, Chef der 15 000 Mitarbeiter umfassenden Landschaftsverwaltung, zu ihrem Präsidenten wählen können? Die Obrigkeit weiß, daß Umweltschutz nicht in Amtsstuben verwirklicht werden kann. Sie braucht Bundesgenossen, die anregen, raten und mit Planern und Gestaltern am selben Strang ziehen. Der Deutsche Städtetag formulierte das am 29. November 1973 so: „Die Städte sollten die Zusammenarbeit mit den örtlichen Geschichts- und Heimatvereinen intensivieren und sie bei ihrer Arbeit unterstützen, um auch auf diesem Wege die Pflege von Baudenkmalen und des Stadtbildes zu fördern und Interesse für diese Aufgaben zu wecken.“
Mit der vorliegenden 45. Folge bringt die „Heimat“, der Aktualisierung der Heimatpflege Rechnung tragend, wiederum Beiträge zur Kunstpflege und zur Stadtgestaltung. Es wäre zu begrüßen, wenn — über die Tagespublizistik hinaus — das Zeitgeschehen in Stadt und Land in den Spalten unserer Zeitschrift weiterhin zu Wort käme. Die Schriftleitung erachtet das Eingehen auf die Problematik der Gegenwart als lebendigen Beitrag zum geschichtlichen Schrifttum.
An dieser Stelle bitten wir jeweils Persönlichkeiten zu Wort die an der Arbeit dieser Zeitschrift wohlwollend Anteil nehmen.
Alt-Oberbürgermeister Hermann Heusch. Aachen, Vorsitzender des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
Seit Jahrzehnten arbeiten der Verein für Heimatkunde, Krefeld, und der Rheinische Verein gemeinsam für den Erhalt der Kultur- und Kunstdenkmäler und zum Schutz der rheinischen Landschaft. Die „Heimat“ läßt das auf jeder Seite erkennen. So soll es bleiben.
Regierungspräsident i. R. Kurt Baurichter, Düsseldorf, stellvertretender Vorsitzender des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
(Kurt Baurichter verstarb im September 1974)
Als ehemaliger Regierungspräsident des Regierungsbezirks Düsseldorf freue ich mich natürlich ganz besonders darüber, daß die Stadt Krefeld in der Zeitschrift „Die Heimat“ einen beredten Interpreten ihrer Persönlichkeit gefunden hat.
Landesverwaltungsdirektor Dr. Josef Ruland, Köln, Geschäftsführer des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
Schon lange bin ich der Zeitschrift „Die Heimat“, ihren Herausgebern und dem Schriftleiter eng verbunden. Daher darf ich ruhig sagen, daß mich immer wieder stiller Neid erfaßt wegen Aufmachung und auch Inhalt dieser wirklich volkstümlichen Zeitschrift.