Peter Feldmann: Schloß Bloemersheim. Bleistiftzeichnung auf Papier. 27 x 40 cm. Aus der graphischen Sammlung des Kaiser-Wilhelm-Museums.
Feldmann (1790-1871) lebte und starb in Krefeld. Lehr- und Wanderjahre führten ihn nach Frankreich, Italien und in die Schweiz. Der Bleistift war ihm, wie allen Malern der Romantik, bevorzugtes Ausdrucksmittel. Die niederrheinische Landschaft hat ihn zeitlebens gefesselt. Viele Studien aus der Umgebung von Schloß Bloemersheim und Haus Meer bekunden seine Verbindung mit dem Hause Von der Leyen.

 

Die Heimat 45/1974

Zeitschrift für niederrheinische Kultur- und Heimatpflege
Herausgegeben vom Verein für Heimatkunde in Krefeld
Schriftleitung Ernst Köppen

VORWORT

Alter Wein in neuen Schläuchen
Von Ernst Köppen

Gute Freunde empfahlen uns jüngst, auf einen anderen Namen für diese Zeitschrift zu sinnen. Nachdem die „Heimat“ zu einer zeitgerechten Gewandung gefunden habe, solle man — so meinten sie — überlegen, ob das Titelblatt nicht des Wortes „Heimat“ entraten könne.

Ein Rat, nichts weiter. Ein guter? Das ist nicht leicht gesagt. Wir wollen ihn für’s erste hinter den Spiegel stecken, denn eine 50jährige Tradition, einmal über Bord geworfen, ist so bald nicht zu ersetzen. Doch mag der Vorschlag wieder Anlaß sein, über das inhaltsreiche und so schwierig zu übersetzende Wort nachzudenken.

Eine vom technischen Fortschritt, von der Überwindung der Horizonte faszinierte Generation gewöhnte sich daran, den Heimatbegriff in Frage zu stellen. Wer sich mit seinem angestammten Lebensbereich identifizierte, kam leicht in den Verdacht, Scheuklappen zu tragen oder fand sich als Heimat-tümler ironisiert. Wer erinnerte sich noch an Otto Brües‘ vor vierzig Jahren abgelegtes Bekenntnis: _Alles, was mir erstrebenswert erscheint, ist in dem kleinen Umkreis meiner Heimat-und Jugendwelt schon umschlossen“? Man hatte verlernt, Heimat als Ort der Genauigkeit zu schätzen, als einen Ort, der sich beobachten und prüfen läßt. Heimat war nicht mehr ,in‘. Bis vor einigen Jahren das Heimatbewußtsein sich durch die Hintertür wieder Zutritt verschaffte, in die Spalten der Zeitungen drängte, über die Bildschirme flimmerte — unter anderem Namen. Man sagt nicht mehr Heimat, sondern Umwelt. Als der Deutsche Heimatbund — er zählt 500 000 Mitglieder —vor 70 Jahren seinen Weg antrat, forderte er Landschaftspflege, Schutz der Natur, Erhaltung von Baudenkmälern, Pflege von Brauchtum und Volkskunst. Das waren genau die Zielsetzungen, für die unsere Zeit die Vokabeln Umweltschutz, Lebensqualität, Freizeitlandschaft, saubere Gewässer prägte. Alter Wein in neuen Schläuchen.

Den für die Pflege der Heimat eintretenden Vereinen ist der Vorwurf gemacht worden, sie fänden in der Betrachtung der Vergangenheit ihr Genügen. Nicht immer zu Unrecht. Doch hat sich in der Mehrzahl der Vereine längst die Einsicht durchgesetzt, daß sie zur Mitgestaltung der Gegenwart berufen sind. Wie sonst hätten sie im vergangenen Jahr den Landesdirektor Dr. h. c. Udo Klausa, Chef der 15 000 Mitarbeiter umfassenden Landschaftsverwaltung, zu ihrem Präsidenten wählen können? Die Obrigkeit weiß, daß Umweltschutz nicht in Amtsstuben verwirklicht werden kann. Sie braucht Bundesgenossen, die anregen, raten und mit Planern und Gestaltern am selben Strang ziehen. Der Deutsche Städtetag formulierte das am 29. November 1973 so: „Die Städte sollten die Zusammenarbeit mit den örtlichen Geschichts- und Heimatvereinen intensivieren und sie bei ihrer Arbeit unterstützen, um auch auf diesem Wege die Pflege von Baudenkmalen und des Stadtbildes zu fördern und Interesse für diese Aufgaben zu wecken.“

Mit der vorliegenden 45. Folge bringt die „Heimat“, der Aktualisierung der Heimatpflege Rechnung tragend, wiederum Beiträge zur Kunstpflege und zur Stadtgestaltung. Es wäre zu begrüßen, wenn — über die Tagespublizistik hinaus — das Zeitgeschehen in Stadt und Land in den Spalten unserer Zeitschrift weiterhin zu Wort käme. Die Schriftleitung erachtet das Eingehen auf die Problematik der Gegenwart als lebendigen Beitrag zum geschichtlichen Schrifttum.

An dieser Stelle bitten wir jeweils Persönlichkeiten zu Wort die an der Arbeit dieser Zeitschrift wohlwollend Anteil nehmen.

Alt-Oberbürgermeister Hermann Heusch. Aachen, Vorsitzender des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
Seit Jahrzehnten arbeiten der Verein für Heimatkunde, Krefeld, und der Rheinische Verein gemeinsam für den Erhalt der Kultur- und Kunstdenkmäler und zum Schutz der rheinischen Landschaft. Die „Heimat“ läßt das auf jeder Seite erkennen. So soll es bleiben.

Regierungspräsident i. R. Kurt Baurichter, Düsseldorf, stellvertretender Vorsitzender des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
(Kurt Baurichter verstarb im September 1974)
Als ehemaliger Regierungspräsident des Regierungsbezirks Düsseldorf freue ich mich natürlich ganz besonders darüber, daß die Stadt Krefeld in der Zeitschrift „Die Heimat“ einen beredten Interpreten ihrer Persönlichkeit gefunden hat.

Landesverwaltungsdirektor Dr. Josef Ruland, Köln, Geschäftsführer des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz
Schon lange bin ich der Zeitschrift „Die Heimat“, ihren Herausgebern und dem Schriftleiter eng verbunden. Daher darf ich ruhig sagen, daß mich immer wieder stiller Neid erfaßt wegen Aufmachung und auch Inhalt dieser wirklich volkstümlichen Zeitschrift.

+

Inhaltsverzeichnis

In Sachen Museum • • Heinrich Röhm 8 Andreasmarkt — Chance der Denkmalpflege • Renate Pirling 15 Für ein größeres Landschaftsmuseum • Eugen Gerritz 17 Ein Museum für jedermann • Renate Jaques 21 Blickpunkt Textilmuseum • Gisela Fiedler 25 Modellied. dekoriert, glasiert • Johannes Cladders 31 Ein Kunsthaus für Mönchengladbach • Eva Brües 36 Die beiden Eigenarten von Schloß Rheydt • Dieter Pesch 41 Von alten Bauernhäusern • Werner Schulze-Reimpell 43 Blick nach Kommern • Dirk Soechting 46 Römisches Handwerk und mittelalterliche Schätze • • Krefeld heute • • Hans Joachim Albrecht 49 Landschaften • Hans Emons 54 Trost oder Hellhörigkeit? • Renate Pirling 58 Mit den Baggern um die Wette • Walter Herrmann 61 Der Fortschritt frißt seine Kinder • Heinz Büsch 65 Um ein Wahrzeichen ärmer! • Brunhilde Dähn 69 „Wie ist doch die Zeitung interessant . . • Reinhard Feinendegen 75 Krefelds erstes Schulzentrum • Ernst Köppen 79 Praktizierte Patenschaft • Marie Therese Füngling 82 Kunstpflege in Krefeld und anderswo • • Beiträge zur Stadtgeschichte • • Guido Rotthoff 83 Quirinus überläßt das Feld den Krähen • Jürgen Olmes 85 Ein Reisebericht über Krefeld aus dem Jahre 1793 • Josef Brocker 89 Alte Krefelder Verkehrswege • Ernst Köppen 91 Die stattlichste Mühle weit und breit • • Franz Heckmanns 93 Die St.-Sebastianus-Bruderschaft in Fischeln • Rudolf Besouw 96 "Der Tod kommt zum Erzbischof" • Wolfgang Löhr 101 „. . . den niederen Erwerbsleuten zu helfen- • Theo Schultes 103 Gehaltsforderung damals • Franz Heckmanns 104 Volkstümliches • Heinz Wittlings 105 Hundert Jahre „Erholung" • Hans Hougardy 107 Ein Edelstahlwerk tritt ins Leben • Ernst Doffiné 112 Die Crefelder Baumwollspinnerei • Ernst Hoff 116 Warten auf den Führer • Ernst Köppen 117 Ein Amerikaner in Krefeld • Ernst Köppen 121 Die Reinholdhütte • Rudolf Perpéet 122 Wandbilder der Romantik in Krefeld • • Zwischen Rhein und Maas • • Wolfhart Langer 127 Der Auerochs vom Hülser Berge • Hannes Martens 122 Der Verkauf des Hülser Berges im Jahre 1840 • Ursula Völkel 131 Holterhöfe — und der Sack voll Gold • Leo Peters 133Ablaßbrief von 1455 gefunden • Hannes Martens 134 Die Glocke vom Fennershof • Werner Böcking 136 Der Prickenfang bei Lüttingen • Willi Peter Köhler 138 Ein altes niederrheinisches Wandbett • Ernst Hoff 139 Der Niederrhein gibt ein Beispiel • Ernst Hoff 142 Der Teetrinker • Ernst Köppen 144 Numismatische Sensation • • Literatur und Mundart • • Karl Schorn 145 Weglose sind wir • Hannes Martens 146 Wönkterdoog • Hannes Martens 146 Zoaves • Hannes Martens 146 Fäer blenkt . . • Fritz Edmund Wagemann 147 Livia — eine ,alte' Xantenerin • Josef M. Lenzen 149 Möt et i'eschte Le'it • Theo Plückebaum 150 bockwindmühle auf dem tönisberg • Karl Schorn 151 Windmühlen • Willy Hermes 152 Suotusägges Lebenslauf • Theo Mülders 153 Dä Hennestall • Johanna Overdick 154 Ongen an bo'ewe • Rita Reiners 154 Seinsmächtig • Eser Efser-Ridder 154 Tausend Züge weit • Gabriele von Leliwa 155 Linie K — 22 Uhr • Ursula Völkel 155 Erde • Anke Siehoff 155 Fahrt nach Krefeld • Annemarie in der Au 155 Alte Kullkate • Alice Linde! 156 Stadtwaldvögel • Marianne Junghans 156 Sommerabend im Bruch • • Begegnungen • • Otto Brües 157 Die nächtliche Lampe • Ernst Köppen 159 Vom Handwerk zur Kunst • Johannes Drillkens 160 Gewagtes Schaustück • Hellmut Schildt 162 Maximilian Friedrich Weyhe • Willi Peter Köhler 167 Franz Xaver Wimmer • • Aus dem Heimatleben • • 169 Bücher • 179 Personalien • 183 „Statt besonderer Anzeige"