Zeitschrift für niederrheinische Kultur- und Heimatpflege
Herausgegeben vom Verein für Heimatkunde in Krefeld
Schriftleitung Oskar Burghardt Reinhard Feinendegen
Jahrgang 58 November 1987
Liebe Leser!
Wundern Sie sich, daß schon wieder die Malerei des 20. Jahrhunderts das Titelbild der „Heimat“ beherrscht? 1985 war es der Clown von Fritz Huhnen, den wir anläßlich des 90. Geburtstages dieses Krefelder Künstlers ins Blickfeld rückten. 1986 erinnerten wir mit einem großen Artikel an Georg Muche und setzten deshalb sein „Schwebendes Rot“ auf die Titelseite. In diesem Jahr haben wir uns für den Pierrot von Heinrich Campendonk entschieden, aus gutem Grund! Genau 50 Jahre ist es nämlich her, seit dieses ausdrucksstarke Gemälde als „entartete Kunst“ aus dem Bestand des Kaiser Wilhelm Museums ausgeschieden werden mußte. Wer erfahren möchte, wie diese barbarische Aktion unsere Vaterstadt Krefeld berührt hat, der sei auf den Artikel darüber in diesem Heft besonders hingewiesen. Glücklicherweise konnte das Bild 1952 zurückerworben werden.
Auch andere Jubiläen haben ihren Niederschlag gefunden. Vor 80 Jahren wurde unser repräsentativer Hauptbahnhof eingeweiht: wir freuen uns, eine gründliche Arbeit über die Vorgeschichte dieses Ereignisses bringen zu können und hoffen, daß Verkehrspolitik und Denkmalpflege gemeinsam dafür sorgen, daß dieses Gebäude noch lange in gutem Zustand seinem eigentlichen Zweck dient und nicht eines Tages durch den weiteren Abbau von Zugverbindungen nur noch als viel zu groß geschneidertes äußeres Gewand dasteht. Von einem echten Bahnhofsvorplatz kann man ja schon jetzt kaum noch sprechen. Künstler-Ideen, die sich mit diesem Platz kritisch beschäftigen, finden Sie in einem weiteren Beitrag.
90 Jahre ist es her, seit Wilhelm Deuß den Krefeldern annähernd 35 Hektar Wald schenkte — die Keimzelle unseres heutigen Stadtwaldes! Auch daran erinnern wir in dem vorliegenden Band. Und noch vieles mehr kommt zur Sprache: zum Beispiel der Krefelder Frauenverein, der sein 160jähriges Bestehen feierte, die Schulen, die Musik und auch Natur und Landschaft. Nach Bockum, nach Linn und nach Stratum führen gewichtige Aufsätze, auch Fischeln ist wieder vertreten.
Wir hoffen, es gibt genug Interessantes zu lesen und anzuschauen. Auch wer locker von Oktober zu Oktober durch das Krefelder Jahr geführt werden möchte, sucht nicht vergebens. Wer auf Informationen über Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt und auf aktuelle Nachrichten von heimatkundlich bedeutsamen Persönlichkeiten und Institutionen aus ist, kommt ebenfalls auf seine Kosten. Sicher werden Wünsche offenbleiben, werden sich Punkte finden lassen, die Kritik herausfordern. Gerne würden wir Redakteure etwas darüber hören und Verbesserungsvorschläge entgegennehmen.
Von Herzen danken wir allen, die Beiträge einreichten. Leider ergab sich wieder die Notwendigkeit, ein paar Arbeiten zurückzustellen, weil sonst der angemessene Umfang unserer Zeitschrift weit überschritten worden wäre. Neben den Autoren danken wir allen, die Abbildungen zur Verfügung stellten und denen, die bei der Firma van Acken die Herstellung besorgten. Dank gebührt auch den Inserenten. die uns durch ihre Anzeigen eine wertvolle Unterstützung gewähren, und den Zuschußgebern bei der Stadt, beim Landschaftsverband Rheinland und beim Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz.
Jetzt sind Sie, liebe Leser, am Zuge. Lassen Sie sich hineinführen in die vielfältigen Aspekte, die Geschichte und Gegenwart unseres Heimatraumes dem Zeitgenossen bieten, der etwas mehr wissen und verstehen möchte. Helfen Sie mit, unsere Hefte bekanntzumachen, weiter zu empfehlen, als passendes Geschenk zu entdecken. Wir glauben, daß die Zahl der möglichen Leser und Bezieher, auch in der jüngeren Generation, noch lange nicht erschöpft ist. Unser Jahrbuch lädt ein, sich näher mit ihm zu beschäftigen und — hoffentlich — daran zu erfreuen.
Oskar Burghardt, Reinhard Feinendegen