Zeitschrift für niederrheinische Kultur- und Heimatpflege
Herausgegeben vom Verein für Heimatkunde in Krefeld
Schriftleitung, Oskar Burghardt, Reinhard Feinendegen
Jahrgang 59 November 1988
Liebe Leser!
Der vor Ihnen liegende Band erscheint im November, und Novemberstimmung — nur wenig durch einige Sonnenstrahlen aufgehellt — beherrscht das Titelbild mit den Grabsteinen ehemaliger jüdischer Mitbürger. Ihnen widmet dieser 59. Jahrgang der „Heimat“ mehrere Beiträge. Damit soll unter anderem daran erinnert werden, daß vor 50 Jahren die sogenannte „Reichskristallnacht“ mit den brennenden Synagogen, verwüsteten Geschäften und gequälten Menschen auch in unserer Stadt eigentlich allen hätte vor Augen führen müssen, welcher Abgrund von Rassenhaß und Brutalität sich im nationalsozialistischen Deutschland auftat. Die Briefe ehemaliger Krefelder Juden lassen noch etwas davon spüren. Daß es in der Vergangenheit auch andere Töne gegeben hat, davon zeugen die Ausführungen, die im vorigen Jahrhundert anläßlich der Einweihung der Uerdinger Synagoge gemacht wurden. Und der große zusammenfassende Bericht über den Besuch ehemaliger jüdischer Mitbürger im vergangenen Jahr macht deutlich, welch gewaltige Problematik dem Verhältnis Deutsche — Juden heute innewohnt.
Siebzig Jahre ist es her, daß der Verein für Heimatkunde, auf dessen Initiative und in dessen Herausgeberschaft im März 1921 das erste „Heimat“-Heft erschien, gegründet wurde. Eine Geschichte des Vereins zu schreiben und 59 Jahrgänge „Heimat“ genauer unter die Lupe zu nehmen, muß zukünftigen Untersuchungen überlassen bleiben, aber der Hinweis auf das im Vergleich zu anderen derartigen Vereinen und Publikationen doch beträchtliche Alter darf an dieser Stelle nicht fehlen. Der zehnmal siebzig Jahre zurückliegenden Schlacht bei Worringen werden Sie im vorliegenden Heft nicht begegnen. So wichtig sie auch für die Rheinlande insgesamt gewesen sein mag, die Geschicke Krefelds hat sie direkt wohl kaum beeinflußt. Dafür ist einem anderen Jubiläum, der 50-Jahr-Feier des Krefelder Zoos, gebührend Raum gegeben worden. Übrigens, da wir bei Jubiläen sind: Das vergangene Jahr war das erste des zweiten Jahrhunderts der „Großstadt“ Krefeld: Am 19. November 1887 war in Krefeld der 100 000. Bürger geboren worden.
Über drei bedeutende Krefelder Bürger werden Sie in diesem Heft ausführliche Würdigungen lesen können: Über Otto Brües, unseren bekannten Schriftsteller und Ehrenbürger, über Heinrich Linßen, den Priester und Heimatkundler, über den Bildhauer Hans Joachim Albrecht. Wir freuen uns, dafür kompetente Autoren gefunden zu haben. Die Liste unserer Autoren kann sich insgesamt sehen lassen; sie enthält vertraute und neue Namen; sie stehen für Fachleute aus den verschiedensten Forschungsgebieten. Erfreulicherweise sind auch wieder mehrere Naturkundler dabei. Neben der reichhaltigen Kost aus dem Bereich „Geschichte“ soll diese Sparte nicht vernachlässigt werden.
Ihnen allen gilt es, herzlichen Dank zu sagen, auch denen, deren Beiträge wir aus Platzgründen bis zum nächsten Jahr zurückstellen mußten. Wir danken auch den Fotografen und Bildgebern, der Druckerei van Acken, den Anzeigenkunden. Wir hoffen, daß alle, die am Zustandekommen der „Heimat“ beteiligt sind, unserer Zeitschrift die Treue halten. Das durchweg sehr gute Echo, das Jahr für Jahr zu uns dringt, ist uns Ansporn und Verpflichtung. Lassen Sie es auch in diesem Jahr nicht an Meinungsäußerungen fehlen, seien sie zustimmend oder kritisch!
Noch ein Wort zur Finanzierung: Die „Heimat“ wird teurer. Zwar sind dankenswerterweise die Zuschüsse von der Stadt Krefeld, vom Landschaftsverband Rheinland und vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz nicht ausgeblieben. Aber die Kosten für die Herstellung eines so umfangreichen Werkes steigen. Hinzu kommt eine technische Neuerung: Sie erhalten erstmals einen Band mit Fadenheftung. Die bisherige Klebebindung ist so oft bemängelt worden, vor allem von Benutzern, die „die Heimat“ häufig zur Hand nehmen, daß wir uns entschlossen haben, für den Buchrücken eine zwar teurere, aber auch stabilere Lösung zu wählen.
Zum Schluß haben wir noch zwei Wünsche: daß Ihnen der vorliegende Jahrgang gefällt und daß Sie uns helfen, unsere Zeitschrift weiter zu verbreiten. Wie schön wäre es, wenn wir die Auflage demnächst von 1 800 auf 2 000 heraufsetzen könnten!
Oskar Burghardt, Reinhard Feinendegen