Alte Postkarte aus der Sammlung Köppen: Friedrichsplatz um 1900
Layout der Titelseite: Helga Lorenzen

 

Die Heimat 60/1989

Zeitschrift für niederrheinische Kultur- und Heimatpflege
Herausgegeben vom Verein für Heimatkunde in Krefeld
Schriftleitung Oskar Burghardt Reinhard Feinendegen
Jahrgang 60 November 1989

VORWORT

Liebe Leser!

Der 60. Jahrgang der „Heimat“ liegt vor Ihnen. Der Verein für Heimatkunde als Herausgeber und die Redaktion sind stolz auf diese lange Reihe heimatkundlicher Veröffentlichungen, die im September 1921 begann und nur durch die Kriegs- und Nachkriegszeit (1942 —1949) unterbrochen wurde. Der neue Band zeigt schon durch seinen Umfang, daß er ein Jubiläumsband ist. Aber auch das Titelbild läßt vielleicht den einen oder anderen aufmerken. Ist es doch das erste Mal, daß die Schriftzeile seitlich angebracht wurde. Dies geschah. damit die alte Postkarte vom Friedrichsplatz mit dem Germania-Denkmal ohne störenden Aufdruck abgebildet werden kann.

Mit dem Friedrichsplatz ist ein Schwerpunkt des Heftes angesprochen. Es geht um unser Stadtbild, um seine historischen Wurzeln und um Überlegungen zur Weiterentwicklung und Neugestaltung. So wird der alten Ansicht des Friedrichsplatzes das Bild gegenübergestellt, das sich seit kurzem erst an dieser Stelle bietet. Weitere Arbeiten befassen sich mit dem charakteristischen Krefelder Wall-Viereck und mit anderen Plätzen in der Stadt. Aspekte dieses Themas werden auch in den Beiträgen behandelt, die sich mit dem Architekten Hugo Koch und mit Krefelder Industrie-Architektur beschäftigen. Die von Schülern erarbeitete kritische Auseinandersetzung mit Krieger-Ehrenmälern mag ebenfalls hier eingeordnet werden, obgleich letztlich doch eine andere Intention dahinter steht.

Interessanten Persönlichkeiten sind wieder mehrere Aufsätze gewidmet: Hingewiesen sei auf die umfangreiche Arbeit von Dieter Hangebruch über ein lange totgeschwiegenes Mitglied der großbürgerlichen Krefelder Familie Schramm, ferner auf die Würdigung des aus Uerdingen stammenden Theologieprofessors Theodor Müncker, auf die Nachforschungen von Paul Günter Schulte über die Dankadresse der Krefelder Juden an Hermann von Beckerath die erstmalig großformatig farbig abgebildet wird, und nicht zuletzt auf den Beitrag von Herbert Campendonk über seinen Vater, den Maler Heinrich Campendonk, der vor genau hundert Jahren in Krefeld geboren wurde.

1989 ist überhaupt ein Jahr der Jubiläen. Vor 200 Jahren erschütterte die Französische Revolution die „alte Ordnung“ in Europa; über die Auswirkungen auf Krefeld und den Niederrhein referierte Archivdirektor Schulte bei der Jahreshauptversammlung des Vereins für Heimatkunde. Vor 70 Jahren wurde die Weimarer Republik aus der Taufe gehoben, veränderte sich mit der Abschaffung des Drei-klassenwahlrechts in Preußen das kommunale Leben in einschneidender Weise. Vor 60 Jahren brachte die große Eingemeindungswelle, die unter anderem Uerdingen, Fi-scheln und Traar mit Krefeld zusammenschloß, eine große Erhöhung der Einwohnerzahl für Krefeld und eine Verdoppelung der Fläche. Vor 50 Jahren begann der Zweite Weltkrieg, der vor allem durch den Bombenangriff von 1943 für die Stadt von entscheidender Bedeutung wurde. Vor 40 Jahren, als die Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde, ging man mit voller Kraft an den Wiederaufbau. An all dies sei hier erinnert; die Rede von Lore Cattepoel und die Erlebnisberichte von Willi Gobbers lassen gerade die beiden zuletzt genannten Ereignisse noch etwas deutlicher hervortreten. Eine Vermutung aus aktuellem Anlaß sei noch angefügt: daß nämlich die Ereignisse des Oktober/November 1989 mit den grundlegenden Umwälzungen in unseren osteuropäischen Nachbarländern und mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze nicht ohne Einfluß auf unsere Heimatgeschichte bleiben werden und daß das Jahr 1989 vielleicht einmal gleichrangig neben 1919, 1939 und 1949 gestellt werden wird.

Das übliche Dankeswort darf nicht fehlen. Es richtet sich vor allem an die Autoren, die uns Texte und Abbildungen aus den verschiedensten Sparten des Heimatlebens einreichten. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit. Gedankt sei auch der Firma van Acken, bei der die Herstellung und Gestaltung unseres Jahrbuches in guten Händen lag. Schließlich danken wir denen, die uns finanzielle Unterstützung gewährten durch Zuschüsse — wie die Stadt Krefeld. der Landschaftsverband Rheinland und der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz — oder durch Inserate.

Nun ist es wieder an Ihnen, den Lesern, den neuen Band in die Hand zu nehmen, sich daraus zu informieren, daran zu freuen — vielleicht auch zu ärgern. Wie dem auch sei: für ein Echo sind die Redakteure stets dankbar, auch für eine Weiterempfehlung an Mitbürger, die möglicherweise noch nie einen Blick in „die Heimat“ getan haben. Wir vertrauen darauf, daß die Heimatfreunde uns die Treue halten, sei es als Autoren, Leser oder Inserenten.

Zum Schluß sei auf die Fertigstellung des Registers für die Jahrgänge 1 bis 59 hingewiesen; Näheres darüber entnehmen Sie bitte dem Vereinsbericht. Eine Fundgrube ohnegleichen zu allen Aspekten der Krefelder Geschichte und der niederrheinischen Landeskunde steht damit allen Interessenten zur Verfügung. Kein „Heimat“-Leser sollte sich dieses grundlegende Werk entgehen lassen.

Oskar Burghardt, Reinhard Feinendegen

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Inhaltsverzeichnis

Geschichte • • Lore Cattepoel 28 Rede anläßlich der Verleihung des Ehrenbürgerrechts am 18. November 1988 in der Museumsscheune Burg Linn • Dieter Nellesen 31 Eine schlesische Leihglocke in St Andreas, Krefeld-Gellep-Stratum. Joh. Gottfr. Taeubert goss mich in Liegnitz Anno. 1746 • Günter Zipp 44 Die Eisenbahnstrecke durch den Forstwald • Günter Zipp 49 Das Unglück im Forstwald 1969 • Geschichts-Leistungskurs 52 Gefallenenverehrung in der Weimarer Republik am Beispiel ausgewählter Kriegerdenkmäler in Krefeld • der Jahrgangsstufe 13 des Ricarda-Huch-Gymnasiums: Sevinc Bastürk, Antje Heerma, Andreas Keller, Birgit Kuchta, Christina Lambertz, Jens Peters, Roberta Roesner und Olivier Schumacher unter der Leitung von Paul Wietzorek • Wilhelm Gobbers 58 Katholische Jugend während der Nazidiktatur. Persönliche Erinnerungen — 2. Teil • Georg Opdenberg 61 Ihre Seelen seien eingebunden in das Bündel des Lebens • Paul Günter Schulte 69 Das Grab des Nathan Loeb Koenigsberger • Paul Günter Schulte 73 Eine Ehrenurkunde für Hermann von Beckerath aus dem Jahr 1847 • Rudolf Besouw 102 Theodor Müncker — im Urteil seiner Kollegen, Schüler und Freunde • Franz Nießen 108 Der Turm der Peterskirche in Uerdingen erzählt seine Geschichte • Dieter Kastner 112 Kirche, Klause und Schule zu Bockum im Jahre 1668 • Ernst Koppen 116 Die Verbindung Tinctoria. Ein Kapitel aus dem Leben der Krefelder Färbereischule • Dieter Hangebruch 123 Konrad Schramm — Ein Revolutionär aus Krefeld • Franz-Josef Radmacher 175 Missouri-Rheinländer sprechen noch Platt Ein Reisebericht • Wilhelm Toups 183 Auswanderer aus Krefeld und Umgebung. Nachtrag • Charlotte Boecken 187 1716 — Zwei Krefelder Namensregister. Einige Ergebnisse aus der Forschungswerkstatt • • Architektur, Denkmal- und Stadtbildpflege • • Heinz-Josef Vogt und Peter Van Vlodrop 13 Die Neugestaltung des Friedrichsplatzes • Gerhard Curdes 17 Qualitäten und Probleme der Krefelder Stadtmitte • Thomas Müller 24 Krefeld und seine Plätze • Hans-Peter Schwanke 141 Hugo Koch. Ein Krefelder Kunstförderer, Architekt und Kunstgewerbler • Peter Berthold und Angela Klein 159 Industrie-Architektur in Krefeld • • Kunst, Musik und Literatur • • Herbert Campendonk 138 Drei Krefelder Schaffensjahre Heinrich Campendonks (1923 — 1926). Zum 100. Geburtstag am • 3. November 1989 • • Volkskunde • • Stefan Kronsbein 78 „Das Mutterkorn heißt bei uns Wolfszahn" — Eine Antwort aus Krefeld-Linn auf die Mannhardt- • Umfrage von 1865 • • Natur und Landschaft • • Ernst Schraetz 81 Die Pflanzenwelt rechts und links des Flöthbachs. Gefährdung — Schutz — Vorschläge zur Wiederherstellung und Pflege der Lebensräume • Wilhelm Toups 172 Nochmals: Ein Bachlauf und seine Flurnamenwelt • Kurt Rehnelt 191 Untersuchungen an niederrheinischen Heidemooren. IV. Mitteilung: Über die Bildung der Humolithe. In memoriam Professor Dr. ROBERT POTONIÉ, dem Pionier und Förderer der genetischen Petrologie von Kohlen und Stabil-Bitumina, zur 100. Wiederkehr seines Geburtstags • • Mundart, Gedichte und Erzählungen • • Klaus Otten 107 Religiosität im Krefelder Platt • Theo Mülders 202 Dat Zijarekißke • Theo Mülders 202 Die Schlipseniersche • • Aus dem Heimatleben • • Renate Wilkes Reinhard Feinendegen 6 Von Oktober zu Oktober • 202 Der Verein für Heimatkunde 1988/89 • 204 Bücher • 217 Personalien/Jubiläen • 223 Bildnachweis • 224 Die Autoren