Zeitschrift für niederrheinische Kultur- und Heimatpflege
Herausgegeben vom Verein für Heimatkunde in Krefeld
Schriftleitung Oskar Burghardt Reinhard Feinendegen
Jahrgang 65 November 1994
Liebe Leserin!
Lieber Leser!
Auf der Titelseite unseres diesjährigen „Heimat“-Bandes finden Sie eine Ansicht des Krefelder Rathauses, die gewiß den meisten von Ihnen fremd erscheint. Wir haben das Bild aus mehreren Gründen gewählt. Zum einen ist es genau hundert Jahre her, daß dieser sogenannte „Renaissance-Flügel“ in Neo-Renaissance-Formen an das alte Stadt-schloß der Familie von der Leyen angebaut wurde. Zum anderen soll das Rathaus auch an zwei Jahrestage erinnern, die 1993 zu begehen waren. Vor siebzig Jahren kam es im Verlauf der Separatisten-Unruhen an dieser Stelle zu Kämpfen, bei denen zwei Polizeibeamte den Tod fanden. „Die Heimat“ hat bereits in ihrem 5. Jahrgang (1926) ausführlich über die damaligen Vorgänge berichtet. Daß der Rathausflügel heute nicht mehr so aussieht wie auf unserem Titelbild, hat mit den schrecklichen Ereignissen vor 50 Jahren zu tun, als unsere Stadt in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni bei einem Bombenangriff, der auch das Rathaus weitgehend zerstörte, schwerste Verwüstungen erlitt und über tausend Tote zu beklagen hatte. Mehrere Beiträge in dem vor Ihnen liegenden Band beschäftigen sich mit diesem Geschehen. Die Zeitgeschichte hat überhaupt in diesem Jahr besonderes Gewicht. Aus der Anfangszeit des Nationalsozialismus berichtet eine detaillierte Einzelstudie, die trotz ihrer beträchtlichen Länge spannend zu lesen ist. Hinzu kommen etliche weitere Beiträge, die das Bild dieser Epoche erhellen, wie zum Beispiel die Darstellungen über Franz Kloidt und Richard Merländer. Aber es geht nicht nur um Geschichte in unserem 64. Jahrgang. Die Natur kommt wieder zu ihrem Recht, unter anderem durch eine denkmalpflegerische Untersuchung der Gärten von Haus Lange und Haus Esters. Dem Hülser Töpfer Johann Heinrich Fielen ist eine große, mit vielen farbigen Abbildungen illustrierte Arbeit gewidmet; in die allerjüngste Vergangenheit führt die Laudatio für Andreas Mand, den ersten Krefelder Literaturpreisträger. An anderer Stelle ist zu lesen, wie die Krefelder Geschichte zum Unterrichtsgegenstand an einem Gymnasium wurde, und wer sich für das Thema Hexenprozesse interessiert, der wird auch in diesem „Heimar -Heft voll auf seine Kosten kommen.
Vielfalt der Themen, Zuverlässigkeit der Darstellung, Lesbarkeit auch für den Laien, das waren — neben der Verankerung im Heimatraum — wieder die Kriterien, nach denen unser Jahrbuch zusammengestellt wurde. Gottlob fehlte es nicht an qualifizierten Autoren, einige mußten erneut auf das nächste Jahr vertröstet werden. Dank sei allen gesagt, die geforscht und geschrieben haben, die Bildmaterial beisteuerten, die uns mit Anzeigenaufträgen unterstützten und bei der Verteilung der Bücher helfen. Auch die Zuschüsse von der Stadt, vom Landschaftsverband Rheinland und vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz waren erneut eine große Hilfe. Die drucktechnische Seite lag bei der Firma van Acken wieder in guten Händen.
Worüber die beiden Schriftleiter und der „die Heimat“ herausgebende Verein für Heimatkunde in Krefeld e.V., der 1993 seinen 75. Geburtstag feiern konnte, sich noch freuen würden:
– mehr Äußerungen zu unserer Zeitschrift, zustimmende wie auch kritische;
– neue, zum Bild der „Heimat“ passende Autoren, ob sie nun ein einzelnes Gedicht einreichen oder eine größere Abhandlung;
– eine weiter wachsende Zahl von Lesern und Beziehern;
– zunehmende Unterstützung bei der Finanzierung (durch Anzeigen, Spenden, Zuschüsse).
Sie, die Sie jetzt unseren 64. Jahrgang vor Augen haben, können vielleicht bei der Erfüllung des einen oder anderen dieser Wünsche helfen. Wir hoffen darauf! Doch zunächst einmal: viel Spaß beim Lesen und beim Betrachten der Bilder!
Oskar Burghardt, Reinhard Feinendegen