Der 1893 erbaute Renaissance-Flügel des Rathauses, vom Westwall aus gesehen. Kolorierte Postkarte aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts; abgedruckt auf Seite 73 des von Hermann Joseph und Hanns Jürgen Küsters herausgegebenen Bandes „Crefeld in der wilhelminischen Zeit“.
Repro: Hermann Joseph Küsters

 

Die Heimat 64/1993

Zeitschrift für niederrheinische Kultur- und Heimatpflege
Herausgegeben vom Verein für Heimatkunde in Krefeld
Schriftleitung Oskar Burghardt Reinhard Feinendegen
Jahrgang 65 November 1994

VORWORT

Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Auf der Titelseite unseres diesjährigen „Heimat“-Bandes finden Sie eine Ansicht des Krefelder Rathauses, die gewiß den meisten von Ihnen fremd erscheint. Wir haben das Bild aus mehreren Gründen gewählt. Zum einen ist es genau hundert Jahre her, daß dieser sogenannte „Renaissance-Flügel“ in Neo-Renaissance-Formen an das alte Stadt-schloß der Familie von der Leyen angebaut wurde. Zum anderen soll das Rathaus auch an zwei Jahrestage erinnern, die 1993 zu begehen waren. Vor siebzig Jahren kam es im Verlauf der Separatisten-Unruhen an dieser Stelle zu Kämpfen, bei denen zwei Polizeibeamte den Tod fanden. „Die Heimat“ hat bereits in ihrem 5. Jahrgang (1926) ausführlich über die damaligen Vorgänge berichtet. Daß der Rathausflügel heute nicht mehr so aussieht wie auf unserem Titelbild, hat mit den schrecklichen Ereignissen vor 50 Jahren zu tun, als unsere Stadt in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni bei einem Bombenangriff, der auch das Rathaus weitgehend zerstörte, schwerste Verwüstungen erlitt und über tausend Tote zu beklagen hatte. Mehrere Beiträge in dem vor Ihnen liegenden Band beschäftigen sich mit diesem Geschehen. Die Zeitgeschichte hat überhaupt in diesem Jahr besonderes Gewicht. Aus der Anfangszeit des Nationalsozialismus berichtet eine detaillierte Einzelstudie, die trotz ihrer beträchtlichen Länge spannend zu lesen ist. Hinzu kommen etliche weitere Beiträge, die das Bild dieser Epoche erhellen, wie zum Beispiel die Darstellungen über Franz Kloidt und Richard Merländer. Aber es geht nicht nur um Geschichte in unserem 64. Jahrgang. Die Natur kommt wieder zu ihrem Recht, unter anderem durch eine denkmalpflegerische Untersuchung der Gärten von Haus Lange und Haus Esters. Dem Hülser Töpfer Johann Heinrich Fielen ist eine große, mit vielen farbigen Abbildungen illustrierte Arbeit gewidmet; in die allerjüngste Vergangenheit führt die Laudatio für Andreas Mand, den ersten Krefelder Literaturpreisträger. An anderer Stelle ist zu lesen, wie die Krefelder Geschichte zum Unterrichtsgegenstand an einem Gymnasium wurde, und wer sich für das Thema Hexenprozesse interessiert, der wird auch in diesem „Heimar -Heft voll auf seine Kosten kommen.

Vielfalt der Themen, Zuverlässigkeit der Darstellung, Lesbarkeit auch für den Laien, das waren — neben der Verankerung im Heimatraum — wieder die Kriterien, nach denen unser Jahrbuch zusammengestellt wurde. Gottlob fehlte es nicht an qualifizierten Autoren, einige mußten erneut auf das nächste Jahr vertröstet werden. Dank sei allen gesagt, die geforscht und geschrieben haben, die Bildmaterial beisteuerten, die uns mit Anzeigenaufträgen unterstützten und bei der Verteilung der Bücher helfen. Auch die Zuschüsse von der Stadt, vom Landschaftsverband Rheinland und vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz waren erneut eine große Hilfe. Die drucktechnische Seite lag bei der Firma van Acken wieder in guten Händen.

Worüber die beiden Schriftleiter und der „die Heimat“ herausgebende Verein für Heimatkunde in Krefeld e.V., der 1993 seinen 75. Geburtstag feiern konnte, sich noch freuen würden:
– mehr Äußerungen zu unserer Zeitschrift, zustimmende wie auch kritische;
– neue, zum Bild der „Heimat“ passende Autoren, ob sie nun ein einzelnes Gedicht einreichen oder eine größere Abhandlung;
– eine weiter wachsende Zahl von Lesern und Beziehern;
– zunehmende Unterstützung bei der Finanzierung (durch Anzeigen, Spenden, Zuschüsse).

Sie, die Sie jetzt unseren 64. Jahrgang vor Augen haben, können vielleicht bei der Erfüllung des einen oder anderen dieser Wünsche helfen. Wir hoffen darauf! Doch zunächst einmal: viel Spaß beim Lesen und beim Betrachten der Bilder!

Oskar Burghardt, Reinhard Feinendegen

+

Inhaltsverzeichnis

Geschichte • • Georg Opdenberg und Ulrich Houben 13 22. Juni 1943 — eine Spurensuche • Paul Alfred Kesseler 26 Meine Erinnerung an die Nacht vom 21. zum 22. Juni 1943 • Hans Fuchs 29 Erlebte Geschichte — Stationen eines Bombenangriffs auf Krefeld 1943 Christel Gerarts und • Ulrich Houben 34 Pressestimmen vom 23. bis 29. Juni 1943 zur Bombennacht in Krefeld • Hans Peter Hansen 36 Die Affäre Busch — Zur Verschränkung von SA, Stadtverwaltung und Polizeipräsidium in Krefeld während der Jahre 1933 und 1934 • Wilhelm Gobbers 56 Katholische Jugend während der Nazi-Diktatur. Persönliche Erinnerungen — 4. Teil • Hans Fuchs 58 „WEGSCHEIDE" — am Scheideweg des Jahres 1939 • Ingrid Schupetta 60 Richard Merländer, Seidenhändler aus Krefeld — Nachforschungen über einen Unbekannten • Klaus Sommer 65 Franz Kloidt Bürger und Christ • Rudolf Jung 80 Krefeld — Stadt der „Kranken- und Sterbe-Laden". Modell für Städte und Gemeinden des Niederrheins • Klaus-Peter Vosen 87 Eine Kontroverse um das Krefelder Gesellenhaus • Ulrich Nordbeck 98 40 Jahre staatliche Polizei in Krefeld. Ein Überblick über die organisatorische Entwicklung der Krefelder Polizei • Walter Idel 135 Ein Uerdinger als Soldat 1870/71 • Martina Schwerhoff 140 Das Testament des Adam Wilhelm Scheuten • Frank Deisel 143 Zur Deutung von Hexenprozessen am Beispiel von Fällen aus dem Raum Krefeld • Ulrich Grün 159 Krefeld im Mittelalter — Lokalgeschichte im Unterricht der Sekundarstufe I. Erfahrungen aus einer Examensreihe • Bertold Jäger 170 100 Jahre Schwimm-Vereinigung Krefeld • • Architektur, Denkmal- und Stadtbildpflege • • Almuth Spelberg 74 Die Gärten an Haus Lange und Haus Esters. Eine gartendenkmalpflegerische Untersuchung • Hans-Peter Schwanke 90 Bauten der Architekten Girmes & Oediger in Krefeld-Hüls und Geldern • • Theater, Kunst, Musik und Literatur • • Theodor Pelster 71 Andreas Mand — erster Preisträger des Niederrheinischen Literaturpreises der Stadt Krefeld. Rede zur Verleihung des Literaturpreises am 7. Februar 1993 im Kaiser Wilhelm Museum • Otto Brües 73 Der Photograph als Waidmann • Volker Döhne 89 Krefeld, an der alten Kirche, 1993. Eine Annäherung • Werner Mellen 101 Johann Heinrich Pielen — ein Hülser Töpfer des 19. Jahrhunderts • • Volkskunde • • Franz Nießen 166 Vom „Beije-Vader und seinen Völkern und von der Back- und Wachskunst am Niederrhein • • Natur und Landschaft • • Ernst Schraetz 115 Der Bachstelzendyk im Hülser Bruch. Seine heutige Pflanzen- und Vogelwelt und die seiner • benachbarten Fluren • Werner Stenmans 129 Artenschutzmaßnahmen für Hornissen (Vespa crabro L, 1758) in Krefeld. Ergebnisse einer • mehrjährigen Beobachtung • • Mundart, Gedichte und Erzählungen • • Werner Böcking 70 Im Banne des Stromes • Henning Heske 70 Vor dem See • Albert Buscher/ Heinrich Haus 128 Dat schü-ene Föschel • • Aus dem Heimatleben • • Renate Wilkes 6 Von Oktober zu Oktober • Reinhard Feinendegen 172 75 Jahre Verein für Heimatkunde; das Vereinsjahr 1992/93 • 174 Bücher • 189 Personalien / Jubiläen • 193 Bildnachweis • 194 Die Autoren