Zeitschrift für niederrheinische Kultur- und Heimatpflege
Herausgegeben vom Verein für Heimatkunde in Krefeld
Schriftleitung: Christoph Dautermann, Burkhard Ostrowski
Jahrgang 86 November 2015
Liebe Leserin!
Lieber Leser!
Es tut sich etwas in Krefeld. Der Neubau der Volksbank, der Umbau des Horten-Hauses, die Ostwall-Sanierung – egal, ob man die einzelnen Um- und Neubauten attraktiv findet oder nicht, die Krefelder Innenstadt verändert sich und hässliche Stellen verschwinden. Aber – es bleibt noch viel zu tun! Viele stadtbildprägende Gebäude verfallen weiter – worauf unser diesjähriges Titelbild dezent hinweisen möchte – und meist ist eine Änderung des oft desolaten Zustands nicht in Sicht. Dabei gehören zur „Heimat“, zum „Heimatgefühl“, auch wesentlich die Orte und Gebäude, an denen und zwischen denen man aufgewachsen ist oder einen Großteil des Lebens verbracht hat. Je mehr verfällt oder unsensibel verändert wird, desto fremder, „unheimlicher“ fühlt man sich.
Denkmalschutz und Stadtbildpflege waren von jeher ein Bereich, dessen sich der Verein für Heimatkunde und somit unser Jahrbuch angenommen haben, so auch in dieser Ausgabe der „Heimat“. Anhand des Vagedes-Plans stellen Claudia Schmidt und Jürgen Stoye ihre Überlegungen zur Krefelder Stadtbaukultur vor; Jürgen Monderkamp äußert kritische Gedanken zum Thema Mies van der Rohe und Krefeld.
Zum Begriff „Heimat“ gehört auch das Bild, das ein Gemeinwesen von sich selbst hat. Solche Bilder können oft geschönt sein. Christoph Dautermann und Jochen Butz beschäftigen sich in ihren Beiträgen mit der Frage, wie weit es mit der berühmten Krefelder Toleranz denn her ist. Dass es zumindest in der Zeit des Nationalsozialismus mit der Toleranz in Krefeld nicht so ganz funktioniert hat, macht eindringlich Claudia Flümann deutlich. Sie zeigt an einzelnen Beispielen die wirtschaftliche Existenzvernichtung der Krefelder Juden, als Vorstufe des dann in Gang gesetzten Massenmords, aber auch, wie man später im Nachkriegs-Krefeld mit dieser Frage umging.
Die Erinnerung an Jahrestage und Jubiläen gehört seit jeher zu unserem Jahrbuch. Im Jahre 2014 gedachte man des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges. Die Auswirkungen dieser „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ auf unsere Stadt zeigen zwei Beiträge. Hauptsächlich anhand der damaligen Presseberichterstattung führt uns Daniela Gillner in das Krefeld der Jahre 1914 bis 1918; in Christoph Reichmanns Artikel kommen vor allem Krefelder Soldaten zu Wort, die in ihren Feldpostbriefen und Tagebüchern vom Grauen an der Front berichten. Glücklicherweise haben wir aber auch erfreulichere Gedenktage: Peter Bauland gibt einen Überblick über die 175-jährige (Erfolgs-) Geschichte der Sparkasse Krefeld.
Lebensbilder bedeutender oder zumindest bekannter Krefelder sind ein weiterer Schwerpunkt unsres Heftes. Sven Theemann befasst sich mit dem Krefelder Aufklärer Engelbert vom Bruck; Ursula Broicher erinnert an den Maler und Freskanten Moritz von Beckerath, einen im 19. Jahrhundert geschätzten Künstler, der es in seiner Heimatstadt nicht leicht hatte. Auch nicht leicht in Krefeld hatte es der evangelische Pfarrer Heinrich Hamer, der ab 1940 in Krefeld tätig war und in Konflikt mit den örtlichen Nationalsozialisten geriet. Über ihn berichtet sein Sohn Heyo E. Hamer.
Um das Überleben in der Zeit des Nationalsozialismus geht es auch in Ulrich Kleiners Beitrag über Georg Muche, der ab 1939 unter anderem als Dozent in Krefeld wirkte. Zwei seiner Werke waren in der Ausstellung „Entartete Kunst“ zu sehen gewesen. An einen in der Samt- und Seidenstadt seinerzeit verbreiteten künstlerischen Berufszweig, den der Musterzeichner, erinnern gleich zwei Artikel. Walter Goebel befasst sich mit der gewerkschaftlichen Organisation dieses Berufszweiges, Isa Fleischmann-Heck schildert die Versuche, besonders von Paul Schulze, das künstlerische Niveau der Entwürfe zu heben.
Abgerundet wird der Kanon der Beiträge durch literarische Themen. Heribert Houben geht in seiner ausführlichen Studie der Geschichte der katholischen Gebet- und Andachtsbücher nach, die vor allem im Laufe des 19. Jahrhunderts in Krefeld und Umgebung erschienen. Waltraud Fröchte stellt den Gewinner des Niederrheinischen Literaturpreises 2014, Hans Pleschinski, vor. Schließlich schildert Volker Döhne seine (bebilderten) Eindrücke während einer Fahrt mit der K- Bahn von Krefeld nach Düsseldorf.
Die Rubrik „Bücher“ stellte Dr. Heribert Houben zusammen; den Jahresrückblick „Von Oktober zu Oktober“ und unsere „Personalia“ verfasste Dirk Senger. Mit kleineren Beiträgen würdigen wir die Geburtsstage einiger bekannter Krefelder Persönlichkeiten, die auch dem Verein für Heimatkunde verbunden sind. Jens Voss danken wir für einen Rückblick auf die Amtszeit von Oberbürgermeister Gregor Kathstede.
Wie immer danken wir an dieser Stelle allen, die bei der Entstehung der neuen Ausgabe der „Heimat“ mitgewirkt haben: In erster Linie natürlich den Autorinnen und Autoren, aber auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Firma van Acken. Dank gilt auch allen Vereinsmitgliedern, die sich an der Verteilung des Jahrbuches beteiligen, den Sponsoren und Förderern.
Anzumerken bleibt, dass auf Anregung unseres Vorsitzenden Robert Claßen dieser Ausgabe der Heimat eine DVD beiliegt: „Kirchen in Teilen Krefelds“. Die Fotos stammen von Klaus Bubeck. Bei dieser DVD handelt es sich um eine „Arbeitsfassung“, die noch Unrichtigkeiten beinhalten kann (siehe unter „Errata“ am Ende des Heftes). Unsere Leser sind aufgerufen, Fehler, die sie finden, dem Vorsitzenden mitzuteilen. Im nächsten Jahr soll dann eine hoffentlich fehlerfreie DVD erscheinen.
Dr. Christoph Dautermann
Burkhard Ostrowski