ZUM TITELBILD
Ein wesentlicher Bestandteil unseres Zusammenlebens ist die Brauchtumspflege, die gerade eine deutlich sichtbare Renaissance erfährt. Das zeigen in Krefeld und Umgebung zum Beispiel die zahlreichen gut besuchten Jubiläumsfeierlichkeiten der letzten Jahre, aber auch das erstarkte Interesse jüngerer Generationen an geschichtsträchtigen Ereignissen. Ein eindrucksvolles Zeugnis für gelebtes Brauchtum stellen die Silberplatten des Linner Schützenvereins aus fünf Jahrhunderten dar, von denen den Umschlag der diesjährigen HEIMAT ein Exemplar aus dem Jahre 1778 ziert. Es bildet neben einem Schützen der junggesellen companie in voller Uniform auch eindrucksvoll das Linner Vorburgtor mit Bedachung und die Vogel Stange ab.
Die Heimat 95/2024
Zeitschrift für niederrheinische Kultur- und Heimatpflege
Herausgegeben vom Verein für Heimatkunde in Krefeld
Schriftleitung: Dr. Julia Obladen-Kauder
Jahrgang 95 Dezember 2024
VORWORT
Liebe Leserinnen und Leser der Heimat,
ich freue mich, Ihnen den diesjährigen Band des Krefelder Jahrbuches vorzustellen zu dürfen, zu dem wieder viele Autorinnen und Autoren mit ihren interessanten Artikeln beigetragen haben. Ein großes Dankeschön dafür! Die „Gefahr“, dass sich nach den schönen Ereignissen im Rahmen des Krefelder Stadtjubiläums 2023 eine Ermüdung einstellen beziehungsweise Langeweile ein- kehren würde, ist zum Glück ausgeblieben. Ganz im Gegenteil: Die üblichen Rubriken – Archäologie, Geschichte, Stadtentwicklung und Architektur, Kunst und Kultur, Natur und Landschaft, Brauchtum, Mundart sowie Heimatleben – sind reich gefüllt mit spannenden und reich bebilderten Beiträgen. Es ist sicher für jeden interessierten Heimatliebhaber etwas dabei und führt hoffentlich dazu, dass sich künftig noch weitere potentielle Autorinnen und Autoren bei mir melden.
Was wird uns das nächste Jahr bringen? 2025 sind 80 Jahre vergangen, dass der Zweite Weltkrieg endlich beendet war. Es folgten bei uns, aber auch weltweit zunächst schwere Zeiten. Das Wort „Heimat“ erlangte damals eine ganz neue Dimension. Es war aber auch eine Epoche des Aufbruchs und der Chancen. Die so genannte Nachkriegszeit hat massive Veränderungen im Sozialgefüge sowie im Stadt- und Landschaftsbild mit sich gebracht und sollte auch einmal näher beleuchtet werden. Die Stadt erhielt aufgrund der gravierenden Kriegszerstörungen ein neues Gesicht. Allerdings gibt es sogar heute noch hier und dort im Gebäudebestand Kriegslücken oder seinerzeit eigentlich nur provisorisch wieder hergerichtete Restgebäude, die über das Erdgeschoss nicht hinausgewachsen sind. Denken wir auch an die ganz neuen Siedlungsgebiete auf der „grünen Wiese“, die ab Ende der 1940er, mehr noch in den 1950er Jahren entstanden sind. Sie sind fast ausnahmslos – sofern nicht abgebrochen – inzwischen generalsaniert und Zeit und Zweck ihrer Entstehung sind zumeist gar nicht mehr zu erkennen.
Außerdem existieren ganz allgemein bei uns noch viele Zeugnis- se, die mit diversen kriegerischen Ereignissen der vergangenen Jahrhunderte in Verbindung stehen und die wir im Alltag gar nicht bewusst wahrnehmen. So haben wir zahlreiche geistige Hinterlassenschaften aus der Franzosenzeit der Jahre 1794 bis 1815, die wir als solche nicht (mehr) erkennen, weil sie inzwischen völlig assimiliert sind. Man denke nur an unseren Sprachgebrauch (… Büro, Möbel, Promenade, Souvenier …) und das geltende Zivilrecht (Code Napoléon). Oder es gibt viele Krefelder Straßennamen, die mit historischen Begebenheiten oder Persönlichkeiten aus diversen Kriegs- und Friedenszeiten in Verbindung zu bringen sind (… Appellweg, Bismarckplatz, Castellweg, Schicksbaum …). Es ist durchaus vorstellbar, diese und ähnliche Themen aus dem Bereich „Krieg und Frieden“ in der nächsten Heimat einmal konzentriert aufzugreifen.
Wie in jedem Jahr möchte ich mich einmal mehr herzlich bei der Stadt Krefeld und dem Landschaftsverband Rheinland für die großzügige finanzielle Unterstützung bedanken. Ich werde auch nicht müde, an dieser Stelle erneut darauf hinzuweisen, dass die Finanzierung des Jahrbuchs ohne die Beitragszahlungen und Spenden unserer Mitglieder so gut wie unmöglich wäre. Und wieder einmal hat sich die langjährige gute Zusammenarbeit mit der Firma van Acken Druckerei & Verlag GmbH – Susanne Karg und Stefanie Schmitz sowie Patrick Hoyer als Nachfolger von Franz-Jakob Helmings – auf das Beste bewährt! Auch hier sei ein herzlicher Dank ausgesprochen.
Ihre Julia Obladen-Kauder